Starbuck. Der Gegner by Bernard Cornwell

Starbuck. Der Gegner by Bernard Cornwell

Autor:Bernard Cornwell [Cornwell, Bernard]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-03-03T23:00:00+00:00


Acht

G

eneral Stuarts Adjutant erreichte Lees Hauptquartier vor der Morgendämmerung und traf den Armeekommandanten vor seinem Zelt an, wo er eine grobe Landkarte musterte, die er in den Sand gekratzt hatte. Die Landkarte zeigte die Flüsse Rapidan und Rappahannock, und die Furten über den zweiten Fluss waren mit Zweigen gekennzeichnet. Es waren diese Furten, die von der Kavallerie besetzt werden mussten, wenn Pope an der Flussmündung in die Falle gelockt werden sollte, doch es sah nicht danach aus, als würde der Tag eine Gelegenheit dazu bieten, denn der Adjutant brachte nur eine Wiederholung der schlechten Nachrichten des Vortages. «Die Kavallerie ist einfach noch nicht bereit, Sir. General Stuart bedauert das ausgesprochen, Sir.» Der Adjutant war äußerst kleinlaut und rechnete halb mit einer wütenden Tirade Lees. «Es liegt an den Pferden, Sir», fuhr er wenig überzeugend fort, «sie haben sich noch nicht erholt. Die Straßen sind verflucht schlecht, Sir, und General Stuart hat hier oben mit mehr Fourage gerechnet, und …» Der Adjutant ließ seine hoffnungslosen Erklärungsversuche versiegen.

In Lees ernster Miene zeichnete sich seine Enttäuschung kaum ab; in der Tat schien ihn der Geschmack des Kaffees viel mehr zu enttäuschen als das Versagen seiner Kavallerie. «Ist das wirklich der beste Kaffee, den wir haben, Hudson?», fragte er einen seiner jüngeren Stabsoffiziere.

«Bis wir welchen von den Yankees erbeuten können, ja, Sir.»

«Was wir ohne Kavallerie nicht schaffen werden. Meiner Seel’, das schaffen wir nicht.» Er nippte wieder an seinem Kaffee, verzog das Gesicht und stellte den Zinnbecher auf ein Waschgestell, auf dem das Rasierzeug seines Adjutanten aufgereiht war. Auf dem Waschgestell des Generals, in seinem Zelt, lag eine Depesche, in der berichtet wurde, dass innerhalb der letzten vierundzwanzig Stunden hundertundacht Unionsschiffe den Potomac hinaufgedampft waren, und diese Zahl bedeutete, wie Lee wusste, dass McClellans Einheiten auf dem Weg waren, um Popes Armee zu verstärken. Die Schaufelräder und die Schiffsschrauben der Raddampfer wühlten auf ihrem Weg zur Vereinigung der gegnerischen Armeen den Potomac in weißer Gischt auf, und die Kavallerie der Konföderierten war unterdessen nicht einsatzbereit. Was bedeutete, dass sich Popes Armee noch einen Tag länger in Sicherheit wiegen konnte. Missmut stieg in Lee auf, nur um augenblicklich unterdrückt zu werden. Es brachte nichts, seine Launen zur Schau zu stellen, ganz und gar nichts, und deshalb richtete der General seinen Blick bedächtig zurück auf die grob in den Sand gekratzte Landkarte. Es war immer noch Zeit, sagte er sich, immer noch Zeit. Es war eine Sache für die Nordstaatengeneräle, eine Armee per Schiff zu verlegen, aber eine ganz andere, die Truppen an Land zu setzen und mit ihren Fuhrwerken und Geschützen und Zelten und der Munition zusammenzuführen. Und McClellan war ein vorsichtiger Mann, übervorsichtig sogar, und das würde den Rebellen noch mehr Zeit geben, um John Pope eine Lektion in zivilisierter Kriegsführung zu erteilen. Betrübt verwischte Lee die Landkarte mit der Spitze seines Reitstiefels und ließ melden, dass die Armee nun doch nicht an diesem Morgen abmarschieren würde. Er griff wieder nach seinem Kaffeebecher. «Was genau tun sie diesem Kaffee eigentlich an?», fragte er.

«Mischen ihn mit gemahlenen Erdnüssen, Sir», antwortete Captain Hudson.



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